31. März 2008

Der schlimmste Tag!

 

Er fing so harmlos an. Du bist mit deinem Dad und Manuel (Vatis Lehrling und dein Freund) auf die Baustelle gefahren. Ihr habt bis gegen 16.30Uhr gearbeitet. Als du gegen 17 Uhr nach Hause kamst, hattest du erst mal Hunger. Wie immer, hast du auch Oma gefragt, was es bei ihr gibt, aber gegessen hast du bei uns. Du gingst unter die Dusche und gegen 18 Uhr wolltest du dich noch 1-2 Std hinlegen. Du wolltest 20Uhr noch zu einem Kumpel. Das waren auch die letzten Sätze, die wir von dir hörten:Ich leg mich noch ein bischen, ich hab das Handy auf um Acht gestellt. Ich geh dann noch zum Mülli.Doch du gingst an diesem Abend nirgens mehr hin und auch danach nicht. Gegen 19.30 Uhr kam ein anderer Freund, den wir nicht kannten, er wollte zu dir. Ich klopfte an deine Zimmertür und rief nach dir, doch es kam keine Antwort. Ich tat es wieder und wieder und wurde immer lauter, doch in deinem Zimmer blieb es still. Du hattest zugeschlossen, wie immer, wenn du dich am Tag hingelegt hast, aber dein Fenster war auf. Dein Vater kletterte hinein und öffnete mir die Tür. Er hat sofort gesehn, daß etwas nicht stimmt und begann instinktiv, dich zu reanimieren. Ich rief aufgeregt den Rettungsdienst an. Dann half ich deinem Vater. Es dauerte mir zu lange, also rief ich meine Freundin Bärbel an, die konnte das schließlich. Sie war gleich da und half deinem Vater. Mich schickte sie an die Straße, damit das Krankenauto weiß, wo es hinfahren muß. Ich funktionierte nur noch. Die Sanitäter reanimierten mit Stromstössen weiter, bis der Notarzt kam und sagte, sie sollen aufhören, du wärst ja schon kalt. Über diesen Notarzt möchte ich nichts weiter schreiben, er hat sich nochetwas geleistet, was wir erst später erfahren haben und worüber ich mich nicht mehr aufregen will. Ich wünsche nur keinem Menschen, der in Not ist, einen solchen Arzt.
Als sie dann nur noch den Kopf schüttelten, schrie ich auf, ich wollte mein Kind wieder haben. Ich bekam eine Beruhigungsspritze, die an diesem Abend überhaupt nichts nützte. Bärbel kümmerte sich um alles. Sie schickte die Sanitäter zu meinen Eltern, rief 3 Verwandte an, daß sie noch kommen sollten und schaute nach mir und deinem Vater. Wir saßen in deinem Zimmer auf dem Boden und hielten deinen Körper fest. Du lagst so friedlich da. Wir streichelten dich immer wieder. Kurz danach kamen Heiko und Anke. Dein Opa hat immermal vorbeigeschaut. Wir waren alle fertig und alles lief ab, wie ein Film. Fast 2Std hatten wir dich noch im Arm, bis die Kripo kam. Dann mußten wir das Zimmer verlassen.Bärbel, Heiko und Anke waren da, sie waren sicher alle selbst fertig und gaben uns doch einen Halt. Der eine Kripobeamte fragte dann nach deiner Schwester. Kristin wußte ja noch garnichts und wir wollten ihr das auf keinen Fall am Telefon sagen. Also rief er seine Kollegen in Würzburg an. Sie sollten ihr das sagen und sie herbringen.

Wir saßen auf dem Balkon. Ich habe nicht einmal die Kälte gespürt. Dein Körper lag noch in deinem Zimmer und die Kripo machte da ihre Arbeit. Ich bekam davon nichts mit, aber dein Dad. Er wollte rein, dich da rausholen, die Kripoleute wegschicken. Heiko brachte ihn wieder zu uns. Wir gingen dann zu Oma in die Stube. Ich hab nicht einmal gesehen, daß Nachbarn und Freunde auf dem Hof standen. Für mich und deinen Dad stand alles still.Nach ca 1 Stunde ging die Kripo. Das Bestattungsunternehmen hatte deinen Körper in einem Sarg aufgebahrt. Nochmal nahmen wir dich in die Arme. Wir streichelten dich immer wieder und hielten dich fest. Ich hätte dich am liebsten nie mehr losgelassen. Doch wir mußten. Irgendjemand hielt mich fest, als die Männer vom Bestattungsinstitut langsam den Sarg zumachten. Mir riss es die Beine weg, ich konnte nicht mehr stehn. Man setzte mich zu Dad auf die Treppe und wir sahen zu, wie das Auto langsam vom Hof fuhr. Es zeriss mich innerlich. Heiko, Anke, Bärbel und Manuela nahmen uns dann mit in die Stube. Heiko rief bei der Würzburger Polizei an, doch die hatten deine Schwester nicht gefunden. Wir sollten uns selbst darum kümmern. Wußten sie, was sie da von uns verlangten? Natürlich nicht. Dein Dad hat dann mit letzter Kraft bei Kristin angerufen und sie gebeten, am anderen Tag mal heimzufahren. Er sagte, daß ich krank sei, was nicht einmal gelogen war und mehr erzählte er ihr nicht. Schließlich hatte sie einen fast 2stündigen Fahrweg vor sich. Gegen 3Uhr verließ uns die Verwandtschaft mit einem schlechten Gewissen, was sie nun garnicht haben mußten. Wir saßen zu zweit in der Stube. Ich sagte deinem Vater, daß es unfair sei. Wieso kann da niemand eine Mutter fragen, ob sie für ihr Kind gehen will, ich wäre doch für dich gegangen. Aber niemand fragt.

Wir wissen, daß es dir gut geht und du nur vorausgegangen bist. Und doch vermissen wir dich unendlich!

 

Du bist nicht mehr da, wo du warst,
aber du bist überall, wo wir sind.
Der Mensch wird nicht sterben,
solange ein anderer sein Bild im Herzen trägt.